Literaturforum der Neuen Gesellschaft für Literatur Erlangen (NGL) - Gäste willkommen! Neben dem internen Bereich haben wir ein offenes Forum eingerichtet, in dem auch Nicht-Mitglieder ihre literarischen Werke vorstellen und mit anderen Usern diskutieren können
... endet ein Kalenderjahr und kurz zuvor beschert das nahende Weihnachtsfest dem Einzelhandel einen kleinen Lichtblick zum Jahresabschluss. Weihnachten ist die Zeit auch vermehrten Buchkonsums, und selbst wenn dieses Forum der NGL kaum Mitstreiter oder Besucher anzulocken scheint, will ich noch heute - also auch vor der Deadline des Mayakalenders - noch einmal kurz über Literatur einige Worte verlieren ...
Ich erinnere mich, dass Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre einige Taschenbuchverlage für ältere Leser GROßDRUCKBÄNDE häufiger verlangter Titel ihres Sortimentes aufelegten, was heute, wo der demographische Wandel eine diesbezügliche Nachfrage fördern dürfte, kaum aufgegriffen wird. Auch die Zahl der mir lesenswert erscheinenden Neuveröffentlichungen hält bei weitem nicht mit der scheinbaren Vielfalt des Buchmarktes mit.
Hingegen scheinen Nischenthemen noch seltener aufgegriffen zu werden als üblich; es scheint, dass Bücher also lediglich ein "Ergänzungsmedium" neben den NEWS- und infotainmentdominierten TV-Kanälen sind, und folglich Buchautoren die gängige Genres beliefern und die nicht minder gängigen "Anschauungen" bezüglich der "IN"-Themen mit Lesefutter versorgen. Welch trauriges Los für die Sprache, das Denken, das Geistesleben und die Buchkultur!
In letzter Zeit bin ich fast ausschließlich antiquarisch noch fündig geworden, wollte ich lesen. Es ist, als wolle die Jetztzeit kein relevantes Schrifttum hinterlassen. Und so widme auch ich mich seltener der Niederschrift meiner Gedanken und Eindrücke, um statt dessen das Rohmaterial für eine subjektive Auswahl künftig fehlender Gegenstände und Begriffe einer Enzyklopädie des Industriezeitalters, seiner Mentalitätsgeschichte und Freizeitgestaltung zusammenzutragen... ich fürchte, eine solche Arbeit bleibt im Stadium des ephemeren stecken.
Auch 2011 ist - bei dem Krisengeschrei allerorten - am Ende... und obwohl dies NGL-Literaturforum recht stumm zu sein scheint, möchte ich nicht säumen, allen hier wenigstens passiv mitlesenden Besuchern wie schon letztes Jahr einen vergnügten Wechsel in ein mit Optimismus begrüßtes Neues Jahr zu wünschen.
..., weswegen ich - wie schon im Vorjahr - ein frohes Weihnachtsfest wünschen möchte. Es hätte mich gefreut, wenn endlich, drei Jahre nach Ankündigung, die deutschsprachige Übersetzung der "Geschichte dreier Reiche" von Luo Guangzhong lieferbar gewesen wäre... ich hatte das Buch seinerzeit bereits versprochen, zu Weihnachten zu verschenken... und für den eigenen Bücherschrank habe ich auch schon Nachschub in Aussicht!
Langsam wird auch die Bedeutung der Leerstelle, des Schweigens, entdeckt; was andere Künste (Malerei, Musik u.a.) längst thematisiert haben, wird auch literarisch, typographisch oder kommunikationswissenschaftlich zunehmend inventarisiert. Im nächsten Frühjahr soll als Buch erscheinen, was eine Kommunikationsdesignerin für ihre Diplomarbeit gesammelt hat. Aber auch diese Arbeit sieht doch recht interessant aus. Wenn man, wie Paul Watzlawick postulierte, nichtnicht kommunizieren kann, ist auch der Interaktion zwischen Grafik und Auslassungzeichen im Schriftbild Aufmerksamkeit zu widmen. Wie viele Bücher oder Texte bieten nur Geschwätzigkeit!
Im hiesigen Kalender hat "lancelot" für den 20. November (16 Uhr) eine Lesung in der Stadtbibliothek Erlangen vorgemerkt. Als Autorinnen und Autoren sind angekündigt: Klaus Gasseleder, Michael Preidel, Gerd Scherm, Fritz Schmetzer, Daniela Scholz und Gudrun Vollmuth. Zu zweien der Vortragenden war keine Autoren- oder Verlagshomepage zu finden - und Amazon kann jeder Leser auch aus eigenem Antrieb mal durchforsten.
Ich wünsche jedenfalls Veranstaltern, Teilnehmern und Gästen viel Vergnügen.
..., hätte man einen Erfahrungsbericht eines Gastes jener im vorangegangenen Beitrag erwähnten Veranstaltungen hier lesen können; ich bin, das gestehe ich gern, denn doch räumlich zu weit entfernt. Dabei sollte man doch angenommen haben, daß im Zeitalter des Internet der Wohnort zur die Beteiligung am Ballungsraum kultureller Tätigkeiten nicht mehr zwingend Voraussetzung sein. Wo konzentriert sich das literarische Leben des deutschen Sprachraumes?
..., daß dieses Forum nicht so recht in die Gänge kommt - mittlerweile ist's gut ein Vierteljahr her, daß zuletzt überhaupt ein Beitrag erschienen ist. Dabei sollte man - als Leser, Buchliebhaber, Bildungsbürger oder kreativer Gelegenheitsautor doch annehmen, daß die literarische Welt genügend Anlaß gäbe, seiner Meinung Ausdruck zu verleihen...
Mit dem Meinungsaustausch ist's ohnehin so eine Sache - was uns als Öffentliche Meinung präsentiert wird, ist ja meist längst ein Konstrukt von PR-Agenturen, gegen die sich offenbar kaum eine Stimme zu erheben wagt... in den Buchhandlungen herrscht leichte Unterhaltung vor, mit Buchpreisen werden Autoren überschüttet, die sich eher modischer Themen in nicht sehr origineller Weise annehmen.
Diesjähriger Preisträger ist Boualem Sansal, ein mir bislang nicht bekannter algerischer Schriftsteller, dessen Werke in seiner Heimat indiziert sind, hierzulande jedoch im Merlin-Verlag (in Gifkendorf, unweit Lüneburgs ansässig) vorliegt.
Nun hat, zumal im deutschsprachigen Teil der Welt, von Tomas Tranströmer sicher nicht jeder Leser schon gehört... in seinem Heimatland Schweden soll der Dichter ja relativ populär sein, hierzulande gibt's nur vier lieferbare Titel im Hanser-Verlag, von denen drei Gedichtbände sind. Der vierte ist eine mit 80 Seiten Umfang erstaunlich schmale Autobiographie für einen Achtzigjährigen... seit mehr als zwanzig Jahren recht zurückgezogen lebend, würdigt der Preis rückblickend betrachtet eher ein Wirken Tranströmers, das in den 1950er und frühen 60er Jahren bestanden haben mag.
Nun ist auch Roman Opalka gestorben, der französisch-polnische Künstler, der seit 1965 dem fortschreiten der Zeit selbst künstlerischen Ausdruck zu verschaffen wünschte, wie sich in seinem Werk und in diversen Selbstdarstellungen zeigte. Im Monopol-Magazin ist sein letztes Interview zu lesen - und diese Zeitschrift bietet noch weitere lesenswerte Reflexionen zur Bedeutung des Künstlers für die öffentliche Meinungsbildung...
Während "die Literaturszene" die Neuerscheinungen von Martin Walser und Charlotte Roche bejubelt, geht die eigentliche Bedeutung des Schriftstellers in der Gesellschaft, in der Bildung und Kultiviertheit längst nichts mehr zählen, fröhlich unter. Vor etwas mehr als einem Vierteljahr hat Frank Schirmacher bereits gewarnt, daß die Schiftsteller sich aus öffentlichen Debatten 'raushalten, und daß somit ein wichtiges Korrektiv der öffentlichen Meinungsbildung verlorengegangen ist.
... bietet doch mannigfaltige Möglichkeiten, Literaten zu begegnen; im August findet ein Poetenfest statt, es gibt einen Arbeitskreis für gemeinsame Kulturarbeit bayerischer Städte e.V. und im nicht so fernen Nürnberg ist in einem ehemaligen Spielzeugkaufhaus ein Literaturhaus eingerichtet worden. Da Nürnberg einst die Spielwarenhochburg Deutschlands war, ist der Veranstaltungsort doppelt interessant!
..., denn für eine rege Diskussion bräuchte es mehrere - auch regelmäßig hier hineinschauende - Mitglieder. Ich hatte gehofft, über den eröffneten Blog ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf diese Seite lenken zu können - offenbar bedarf es wirksamerer Mittel. Wobei ich ja durchaus einen kleineren, "exklusiven" Kreis anspruchsvoller Leser zu schätzen weiß. Aber die zeitgenössische Literatur bedürfte durchaus einer wieder wachsenden Nachfrage - einer Nachfrage nach Büchern, die eben nicht nur kurzweilige Unterhaltung bieten, sondern sich ernstlich den ästhätischen und formalen Fragen stellt, vor denen ein Künstler oder Autor nicht zurückschrecken darf, will er seiner Arbeit nachgehen...
Der Leser als Verbraucher mag dies alles für vernachlässigenswert halten, solange ihn Spannungselemente bei Laune halten oder manche Formulierung ihn amüsiert. Gewiß ist das Buch nur noch ein Medium unter vielen, zwischen denen der Leser auswählen kann, welches ihm ein halbes Stündchen Kurzweil oder Ablenkung bieten soll. Wer erwartete vom Protagonisten eines Buches noch ernstlich, daß er ihm moralisch ein Vorbild sein soll oder gar Lehren vermittelte? Der Leser ist so vielfältigen audiovisuellen Reizen ausgesetzt, auf die zu reagieren bereit ist, daß das Buch gewissermaßen seine Seelenruhe nicht stören soll. Das Buchstabenmeer, auf das er blickt, soll ihm ein schwarz-weißes Ruhepäuschen sein.
Mit Verzögerung verbreiten sich Pressemeldungen vom Tod des Graphikers Alex Steinweiss, der als erster Artdirektor von Columbia Records Ende der 1930er Jahre auf die Idee gekommen war, daß der Umverpackung von Schallplatten in gestalteter Form zum Verkaufserfolg beitragen könnten. Bedenkt man, als wie popularisierend Schallplattencover sich erwiesen haben, welchen Einfluß ihre Gestaltung eigentlich auch Schutzumschläge und Einbände von Taschenbüchern beeinflußt hat, erklärt sich, weswegen ich an dieser Stelle darauf hinweisen mußte.
Zitat von SchöniEs tut mir so leid, dass dieses Forum nicht in Schwung kommt.
Man könnte sagen, dass es als Zeichen für den gegenwärtigen Zustand der Literatur in unserer Gesellschaft gewertet werden kann, anzuschauen, wie wenige Worte über sie und die Motive, zu schreiben, verloren werden... und dabei ist doch gerade Erlangen eine Stadt, in der ein reges literarisches Leben von mehreren Trägern organisiert wird! Sprache dient der Benennung von Dingen, Tatsachen, Vorgängen, Taten, Eigenschaften; sie ist unser universelles Kommunikationsmittel. Die gelungene Formulierung verhilft uns, Gedanken zu präzisieren. Schrift konserviert. Die Literatur ist, wie Aischylos sagte: „Ein Denkmal aller Dinge, Musenmutterwerk.“ Und der Jünger der Musen, der sich vorgenommen hat - oder verpflichtet sieht - der Literatur zu dienen, hat nun wirklich gut damit zu tun, ungeläufig gewordene Redensarten vor dem Vergessen zu schützen, aber auch, wo und wann es angebracht ist, Neologismen zu erfinden, um die Fähigkeit in Worte zu fassen, was doch zuerst als Gedanke Bestand haben soll, nicht verkümmern zu lassen.
Zitat von SchöniBeim Thema "Über mich" hat Stubenhocker seinen Gedanken freien Lauf gelassen und eine interessante Diskussion angestoßen, die aber eine andere Themenüberschrift benötigt.
Um ehrlich zu sein, hatte ich seinerzeit den Titel "Über mich" gerade gewählt, um einen Themenstrang, in dem sich sinnvollerweise jeder neuregistrierte User vorstellen könnte. In vielen Onlineforen ist ähnliches durchaus üblich. Die Diskussion, die ich anzuregen beabsichtigte, hat offensichtlich noch keinen rechten Schwung aufgenommen. Die Problematik, daß Literatur ein Thema ist, über das durchaus - und kompetent! - gesprochen werden muß, hat Jan Philipp Reemtsma ja vor einiger Zeit in einem äußerst interessanten Buch dargestellt. Wie dagegen der Gedankenaustausch unter Lesern und Buchfreunden real aussieht, ist ein wenig resigniert in der FAZ vor etwas mehr als drei Jahren zusammengefasst worden.
Zitat von lancelot?Lieber Stubenhocker ich befinde mich gerade in Italien ...
Das freut mich für Sie - bis ins Biedermeier hinein war ja eine starke Italiensehnsucht dem Bildungsbürger durchaus in Fleisch und Blut übergegangen, wovon die Landschaftsmalerei vor Atkinson Grimshaws Gemälden von Abendspaziergängen in verregneten Straßen des viktorianischen England kündet... es gäbe sicher manches, das ich gern in Italien auch anschauen würde - mit meinem Faible für's nebensächliche und wenig beachtete, würde ich sicher nicht säumen, würde ich noch vor Besuch der überregional berühmteren Topsehenswürdigkeiten jene versteckten Museen gezielt aufsuchen, in denen die Ephemera vergangener Zeiten gesammelt sind und die vormals flächendeckend verbreiteten Spielzeuge.
Zitat von SchöniWas mich viel mehr interessiert hätte, ist die Antwort auf [di]e Frage[, ob] es wirklich verwendbar [wäre/ist]?
Nun, um jetzt eine Bestandsaufnahme durchzuführen, wie oft der Terminus "Zustand" in literarischen Werken vorkommt, wäre sicher ein zeitlicher Aufwand vonnöten, den ich nicht aufzubringen gewillt wäre... immerhin läßt sich mit Sicherheit feststellen, daß autobiographische Schriften spätestens seit der Epoche der Aufklärung durchaus Zustandsbeschreibungen des ego in seinem Lebensumfeld vornehmen, und daß spätestens mit dem nouveau roman die Interaktion/Interdependenz von Zustand/Schaffensprozess und Selbstwahrnehmung werkimmanent wurde... Den Zustand, in dem ich mich befinde, würde ich sowohl, was die medizinischen, die mentalen, die finanziellen wie auch die intentionalen Parameter betrifft, als gemäßigt unzufrieden beschreiben. Der Zustand der Literatur und ihres Stellenwertes innerhalb unserer Gesellschaftsordnung ist dagegen weitaus stärker angeschlagen.
Zitat von SchöniÜber eine Antwort würde ich mich sehr freuen, auch wenn der Zustand dieses Forums noch sehr kümmerlich ist.
Ja, über eine angeregte Diskussion über literarische Themen und aktuelle Anlässe, mit der Sprache zu arbeiten, Wahrnehmung und Verstand zu schärfen, würde ich mich auch sehr freuen; das ist doch kein Zustand, ein Forum bisweilen monatelang brachliegen zu lassen... man fühlt sich ja beinahe an Becketts Einakter "Das letzte Band" erinnert - TIEF in der Erinnerung hat man sich mal Hoffnungen gemacht, daß Leben und Werk gedeihen würden...